Schimmel wächst immer dann, wenn es feucht genug ist und wenn die Sporen der Pilze einen geeigneten Nährboden finden, der ihnen Nährstoffe und Halt bietet für ungestörtes Wachstum.
Üblicherweise sind solche Bedingungen im Winter in unseren Wohnungen vorhanden. Die Luftfeuchte steigt oft für einige Stunden schnell auf Werte von über 70% relative Feuchte, meist nachts, weil die Fenster geschlossen sind und die Heizung herunter geregelt wird. Geschieht das regelmäßig jede Nacht, vorzugsweise an kühlen Oberflächen, die sich dadurch befeuchten, entstehen gute Wachstumsbedingungen für Schimmelpilze.
Aber hohe Luftfeuchtewerte gibt es auch im Sommer – oft kann man mit einem Hygrometer tagsüber 80–90 % relative Feuchte messen. Es wachsen nur deshalb nicht überall Schimmelrasenflächen, weil in unseren Breiten gleichzeitig relativ starke Luftbewegungen vorhanden sind, beziehungsweise durch die hohen Temperaturen der Luft und aller Oberflächen die Feuchte sehr schnell verdunstet und für die Schimmelpilze somit nicht verfügbar ist. Aus diesen Sachverhalten ergibt sich aber auch, dass überall dort mit sommerlichem Schimmelwachstum zu rechnen ist, wo man wenig Luftbewegungen vorfindet und wo es kühler ist als im Freien.
Detlef Blöbaum, ein Baubiologe aus Bad Oeynhausen, dazu: »Aber auch dort, wo Materialien tagsüber relativ wenig erwärmt werden, beziehungsweise nachts recht schnell abkühlen können, kann es zu Feuchtekondensationen kommen, die bei feuchteaufsaugenden Materialien dafür sorgen, dass die Oberflächen lange genug feucht sind, so dass Schimmelpilze sich gut entwickeln können.« Vorsicht im Sommer sei also überall da geboten, wo keine direkte Sonnenlichteinstrahlung, kaum Luftbewegungen, leicht abkühlende Oberflächen und gleichzeitig organische Materialien vorhanden sind. »Im Freien sind das oft Stellen unter Carports oder sonstigen Dachflächen, auf Nordseiten von Gebäuden oder im Schatten unter Bäumen. Deswegen beginnen die Unterseiten der Dächer, sich mit Schimmel-Flecken zu bedecken und immer dunkler zu werden, auf den Fassaden vergrößern sich die dunklen Stellen und in Komposthaufen verrottet alles noch schneller.
Das ist für empfindliche Menschen durchaus bedenklich, denn in der Luft befinden sich dann auch extrem viele Sporen der Pilze, was zu allergischen Reaktionen in verschiedensten Ausprägungen führen kann.« Auch in Lager- beziehungsweise in Wohnräumen im Keller mit erdberührenden Außenwänden, also im Souterrain, in Hanglagen oder direkt im Keller finden Schimmelpilze im Sommer die besten Bedingungen. Blöbaum: »Viele Menschen glauben, dass die Sommerluft, die im Freien die Wäsche schnell trocknet, auch gut wäre, um Keller zu entfeuchten. Das ist ein fataler Trugschluss, weil die warme, feuchte Außenluft auf kühle Oberflächen an den Wänden und Böden trifft und so durch Kondensation ihre Feuchte an das Material abgibt. Dadurch werden der Putz und der Estrich immer feuchter und schimmeln nicht nur an der Oberfläche, sondern durch und durch, so dass es in solchen falsch gelüfteten Kellern das ganze Jahr über muffig riecht.« Die hohe Sporenmenge in der Luft führt auch dazu, dass alle Gegenstände bewachsen werden, die dem Schimmel Nahrung bieten. »Schuhe schimmeln innen und außen. Kleidung, besonders solche aus Leder, schimmelt vorwiegend dort, wo sich Hautfette abgelagert haben. Das passiert auch an den Henkelgriffen von Taschen und Koffern, an Fotoapparaten und Bücherumschlägen.
Besonders schnell schimmeln Türgriffe und -blätter, eben dort, wo sie häufig angefasst werden. Auch leergetrunkene, nicht wieder verschlossene Flaschen, also solche mit Bügelverschluss oder Kronkorken, sind extrem schimmelanfällig, wenn sie nicht nach Gebrauch ausgespült wurden.« Auch Müll-Säcke oder -Eimer seien eine mögliche Schimmelquelle, wenn der Inhalt nicht vor Einwurf sauber gespült wurde. Vor allem bewohnte Kellerräume sind im Sommer extrem schimmelgefährdet, weil die Bewohner natürlich Frischluft in die Räume bringen möchten und deshalb oft ausgiebig lüften. Das aber bringt auch zusätzliche Feuchtigkeit mit sich. Blöbaum: »Gerade im Sommer ist es also fatal zu glauben, dass man mit Lüften einen Schimmelbefall verhindern kann. Im Winter wäre diese Annahme für Wohnräume zwar nicht immer allein für sich richtig, aber auch nie falsch. Im Sommer jedoch führt falsches Lüften in Kellerräumen immer zu einem riesigen Schimmelproblem. Da kann man dann froh sein, wenn der Keller nur als Lager aber nicht als Wohnraum genutzt wird.« Als einzige Möglichkeit, den Schimmelbefall zu vermeiden, nennt der Baubiologe und Schimmelsachverständige folgendes: »Nach dem Lüften muss ein elektrisches Entfeuchtungsgerät dafür sorgen, dass die Feuchte aus der Luft herausgeholt wird. Ansonsten kann es zu vollflächigem Schimmelbefall an allen Wohnungsoberflächen kommen, auch an der Decke, an Möbeln und sämtlichen Gegenständen.«
Um eine solche Problematik zu erkennen und richtig einschätzen zu können, sollte man über ein gewisses Fachwissen verfügen oder wissen, wo man es bekommt. Blöbaum betreibt als Baubiologe eine Beratungsstelle des Baubiologen-Vereins Biolysa Die Baubiologen und unabhängigen Schimmelsachverständigen des Vereins sind deutschlandweit tätig, kennen alle kritischen Sachverhalte und mögliche Vermeidungsmaßnahmen bei Schimmelbefall jeglicher Art. Die Beratungsstellen sind gute Adressen für kostenlosen telefonischen Rat und bei Bedarf auch Begutachtungen, die dann allerdings kostenpflichtig sind. Adressen der Beratungsstellen findet man im Netz unter http://www.biolysa.de